Die Alternative zu Zoom und Co.
BigBlueButton wurde ursprünglich für den universitären und schulischen Kontext entwickelt, erfreut sich als Open Source Videokonferenz-Lösung mittlerweile aber immer größerer Beliebtheit – weit über die anfängliche Zielgruppe hinaus. Neben Videokonferenzen, mit der Option die Sprecher:innen anzupinnen und gewohnt Video und Audio getrennt zu steuern, bietet BBB die klassischen Extras – Chat, geteilte Notizen und Break-Out-Räume.
Einmal alles bitte!
BigBlueButton ist gleichermaßen für Einsteiger:innen wie Profis gemacht. Gerade bei komplexen Veranstaltungen zeigt sich die durchdachte Struktur der Open Source Lösung: So habt ihr, wenn als Administrator eine Videokonferenz verwaltet, zahlreiche Möglichkeiten diese zu gestalten. Neben der Option Teilnehmendenrechte, z.B. die Möglichkeit, das Video zu aktivieren, zu beschränken, könnt ihr eine personalisierte Startfolie anlegen, die Beitretenden angezeigt wird. Während der Veranstaltung könnt ihr dann kollaborativ mit der integrierten Whiteboard-Option arbeiten, individuell Host-Rechte vergeben oder im Präsentationsmodus Inhalte teilen. Kleine Extras zeichnen BigBlueButton dabei insbesondere aus: So könnt ihr gleich mehrere Präsentationen im Vorhinein hochladen und komfortabel zwischen den Inhalten wechseln.
Auch an Interaktionsmöglichkeiten mangelt es nicht: Emojis und kurze Texte als Status-Meldungen stehen allen Teilnehmenden zur Verfügung und lassen sich über die Teilnehmendenleiste einsehen. Mit der „Hand heben“ Funktion behaltet ihr darüber hinaus auch bei vielen Teilnehmenden den Überblick über die Redner:innenliste. Zudem erlaubt euch BigBlueButton mit Live-Umfragen und der Einbettung von externen Videos, von Plattformen wie YouTube, das Videocall-Erlebnis auf die nächste Stufe zu heben. Teilnehmendenlisten lassen sich ebenso unkompliziert speichern wie der Chat – und für Blitzlichter könnt ihr sogar zufällig Personen in das Spotlight setzen.
BigBlueButton – die beste Lösung für Videokonferenzen?
Fast. Denn bei allen Vorteilen gibt es auch ein paar Beschränkungen, die mit der Nutzung einhergehen. Besonders bei großen Konferenzen stößt die Software an ihre Grenzen – dies liegt auch zum Teil daran, dass diese nur über den Browser abrufbar ist, ein Desktop-Client wie bei Zoom oder MS Teams existiert (noch) nicht. Darüber hinaus ist die Nutzung via Browser sehr datenintensiv – zum Sparen von Bandbreite solltet ihr bei großen Konferenzen (100+ TN) darüber nachdenken, die Videofunktion für Teilnehmende einzuschränken. Ihr könnt aber jederzeit den Verbindungsstatus einsehen und so auch live auf Überraschungen reagieren.
Ein weiterer großer Unterschied ist, dass ihr BigBlueButton selbst hosten könnt, wodurch ihr die offene Software einerseits sehr datensicher betreiben, andererseits eigene Funktionen hinzufügen könnt. So zeigten Benjamin und Angelika deren selbst entwickelte virtuelle Dolmetscher-Kabine, die es ihnen problemlos ermöglicht Live-Übersetzung anzubieten – da hierfür die standardmäßig vorhandene Untertitelfunktion nicht ausreichend war. Wer die starke Personalisierung durch das eigene Hosting nicht benötigt, kann sich aber auch einfach Serverplatz mieten, ohne tief in technische Details einsteigen zu müssen.
Alles in allem bietet Big Blue Button eine attraktive Alternative zu proprietären Lösungen wie MS Teams oder Zoom und ist dabei teils sogar üppiger ausgestattet als die etablierten Platzhirsche. Darüber hinaus wird die Software dank einer aktiven Entwickler:innen-Community ständig erweitert – das nächste Update lässt sicher nicht lange auf sich warten.
Seid ihr auf den Geschmack gekommen? Dann schaut euch doch die Ausgabe in voller Länge an. Und wenn ihr dann noch BigBlueButton nutzen wollt, schaut gerne bei Digital Vereint oder Senfcall vorbei – beide stellen gemeinnützigen Organisationen kostenfreie BigBlueButton-Server zur Verfügung.
Nächste Episode:
#34 Umfragen erheben und auswerten mit KoBoToolbox (01.10.)
In der folgenden Ausgabe zeigt uns Frie Preu von CorrelAid, wie Datenerhebung mit der KoBoToolbox ganz Open Source funktioniert. Als Mischung zwischen Formular-Tools wie Google Forms und üppig ausgestatteten Programmen wie Surveymonkey oder Limesurvey bietet das von der Harvard University mitentwickelte Tool einen pragmatischen Kompromiss zur Datenerhebung für soziale Organisationen. Bei unsere Sprechstunde lernt ihr, wie ihr Umfragen anlegt und Daten sammelt. Pluspunkt: Die KoBoToolbox kann selbst gehostet werden (oder alternativ auf einem kostenlosen Server verwendet werden) und ist dadurch in Punkto Datenschutz und Transparenz vielen Lösungen überlegen.
Plötzlich digital. Die Sprechstunde
In Corona-Zeiten mussten viele soziale Organisationen plötzlich von 0 auf 100 ins mobile und dezentrale Arbeiten kommen. Dabei möchten wir euch helfen – auch in der Zeit danach! Mit Plötzlich digital: Die Sprechstunde geben wir euch alle zwei Wochen Freitags um 11 Uhr einen virtuellen Raum, um gemeinsam mit anderen etwas Neues kennenzulernen.
Ihr habt Fragen zu diesem oder einem anderen Tool?
Nicht umsonst war die erste digitale Sprechstunde zum Thema „Slack“. In einem eigenen Slack-Workspace könnt ihr auch vor und nach der Sprechstunde eure Fragen zu den jeweiligen Tools stellen und mit den ehrenamtlichen Expert:innen weiterdiskutieren. Ihr habt nach der Sprechstunde noch eine Frage, habt die Sitzung verpasst oder wollt für kommende Sprechstunden eure Fragen einbringen? Diskutiert mit uns!
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Alle bisherigen Ausgaben von Plötzlich digital. Die Sprechstunde anschauen
Viele Tools haben wir uns schon von erfahrenen Anwender:innen zeigen lassen. Angefangen mit Slack und Zoom über Projektmanagementtools wie Asana und Trello, Microsoft Teams oder HumHub für die Kollaboration und und und. Alle Folgen zum Nachschauen gibt es hier.