Der zweite Tag des Techfestivals beginnt mit strahlendem Sonnenschein – und einem Workshop, der zu diesem Vibe passt.
“Everyone is a creative genius!” lautet der Session-Titel, der rund 40 internationale Gäste in das Kopenhagener Meat District lockt. Was dann folgt, sind zwei Stunden kreativer Wahnsinn. Sportliche Höchstleistungen, Übungen in Langeweile und im “Schlimmer geht immer”-Denken sowie dann das finale “Flip it” (es ging darum, persönliche Horror-Szenarien in angenehmere Situationen umzuwandeln). Wir verlassen den Workshop in jedem Fall gut gelaunt und um einige kreative Ideen reicher.
Durchgeführt wird der Workshop von dem belgischen Kreativ-Kollektiv “Pollie Pocket”, die Content für verschiedenste Kund:innen erstellen – vom Kreativ-Konzept bis hin zu Video-Inhalten.
Drei Tipps für mehr Kreativität – von Bert Sap – Creative Director
- Ideen sammeln!
Ihr sucht nach Ideen für eure Social Media Kanäle, eure Website könnte einen neuen Anstrich vertragen oder ihr möchtet euch endlich an Videos wagen? Beginnt eure kreative Arbeit mit einer ausgiebigen Recherche – und speichert alles, was euch gefällt! Ob als Linksammlung oder als Moodboard – ich werdet sehen: Je sensibler ihr für ein Thema werdet, desto mehr tolle Ideen werden euch über den Weg laufen. Wenn ihr etwas findet: Speichert es sofort ab.
2. Geht (aus euch) raus!
Körperliche Bewegung ist ein wichtiger Kreativ-Tipp. Denn: Bewegung erlaubt es uns, im wahrsten Sinne des Wortes die Perspektive zu wechseln. Noch besser: Geht als Team raus an die frische Luft. Oft reichen zehn Minuten, um auf neue Gedanken und Ideen zu kommen.
3. “Flip it!” – einfach mal alles anders machen
Ihr seid festgefahren und irgendwie funktioniert nichts so, wie ihr es gerne hättet? Versucht doch einfach mal, genau das Gegenteil zu machen und schaut, was passiert! Oft sieht man durch die Umkehrung sehr gut, was funktioniert und was doch anders gemacht werden sollte.
Talks Talks Talks
Der Nachmittag stand wieder im Zeichen spannender Talks und Keynotes. Besonders eindrücklich war die erste Keynote von Marietje Schaake. Die niederländische Politikerin zog die Verbindung zwischen staatlicher Regulation, der Verantwortung der Wirtschaft und der Frage danach, wie wir in Zukunft leben möchten – und wer darüber entscheiden sollte.
„We have to focus on the lessons we’ve learned between the promise and the practice. State of good intention isn’t enough.“ @MarietjeSchaake engaging the crowd at #techfestivalcph pic.twitter.com/lSVwmI3Nog
— Techfestival. (@techfestivalcph) September 7, 2019
Nach diesem politischen Einstieg in die Keynotes folgt ein Input des Designers Dan Hill. Es geht um die Gestaltung von Lebensräumen – und um den täglichen Kampf verschiedener Interessengruppen darüber, wie dieser aussehen soll. Ein eindringliches Beispiel: Anbieter wie Uber, die zur Mobilität in Städten beitragen sollten, haben über lange Sicht horrende Effekte auf den Stadtverkehr – denn die Hälfte der Zeit werden die Autos leer von A nach B gefahren. Das bringt zwar wirtschaftlichen Profit, schadet aber gleichzeitig der Infrastruktur und der Lebensqualität.
Insbesondere im Bereich der Smart Cities vertritt er daher den Ansatz: Nicht technische Möglichkeiten, sondern smarte Entscheidungen sollten die Städte der Zukunft prägen. Deshalb müssen wir uns von dem Denken verabschieden, dass Technik die Antworten liefern wird – wir müssen lernen, die richtigen Fragen zu stellen.
„The way we make decisions about this is still stuck with the previous age.“ pic.twitter.com/rLcaPOBbk6
— Techfestival. (@techfestivalcph) September 7, 2019
„Zebras fix what unicorns break“
Als letzte Keynote des Techfestivals betritt Mara Zepeda die Mainstage. Besonders spannend: Mara Zepeda ist eine der zwei Gründerinnen des Netzwerkes „Zebras unite“, einem Zusammenschluss von Sozialunternehmen, die sich bewusst von sogenannten „Unicorns“ abheben möchten. Bei Unicorns handelt es sich um Start-ups, die eine Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar erhalten haben. Dass diese Form des profitorientierten Wachstums nicht nachhaltig ist und oft mit zweifelhaften Geschäftsmodellen einhergeht, hat die Sozialunternehmer:innen dazu bewogen, dem etwas entgegenzusetzen.
Zebras – das sind Unternehmen, die nach ethischen Prinzipien handeln, Diversität und Nachhaltigkeit in den Vordergrund ihrer geschäftlichen Ambitionen stellen. Und die damit eine große Nachfrage treffen. Ihr Motto: „Zebras fix what unicorns break.“ Die bunten Herdentiere reparieren, was egozentrische Einhörner kaputt machen.
Die letzte Keynote – ein bewegendes Plädoyer für die Verbindung von Technologie und Menschlichkeit
Nach 3 Tagen Techfestival, an denen viel gelernt, diskutiert und eigentlich alles gesagt worden war, nimmt sich die Sozialunternehmerin Mara Zepedes eines sehr persönlichen Themas an: Social Media und der Tod – beziehungsweise: Die positive Macht der sozialen Netzwerke. In einer rührenden Geschichte erläuterte sie, wie ihre kranke Mutter mithilfe von Twitter neue Freunde und damit neuen Lebensmut fand. Ein gelungeneren Abschluss hätte man für das Techfestival nicht finden können.
Where Humans and Technology meet – ein Fazit
Zum Schluss hat uns André Riemer, Referent im Bundesminiteriums des Innern, für Bau und Heimat, noch sein persönliches Fazit zu drei Tagen Techfestival gegeben. Wir bedanken uns herzlich für die Zusammenfassung und das schöne Schlusswort!