Unsere Top 3 Trends aus drei Tagen Nonprofit Technology Conference
Jetlag, Erkältungen und Zeitumstellung zum Trotz – D3 war wieder unterwegs. Diesmal auf der NTC in Portland. Was genau die Nonprofit-Tech-Conference ist und was wir auf der anderen Seite des großen Teiches erlebt haben, könnt ihr hier, hier und hier in unserem Blog nachlesen. An dieser Stelle gibt es für euch unsere drei wichtigsten Trends aus drei Tagen NTC.
1. Digitalisierung: „Müsste man mal drüber reden“ – oder „einfach machen“?
Bei der Nonprofit Tech Conference stand das Thema „Anwendung“ von digitalen Technologien, Software und Strategien deutlich im Fokus. Tools, Kommunikationsstrategien, Community-Aufbau: Die Konferenz bot viel Raum, um ganz „hands-on“ digitale Wege für gemeinnützige Organisationen zu gestalten.
Was wir uns dabei gefragt haben: Kommt die Debatte um gesellschaftliche Dimensionen der Digitalisierung an dieser Stelle zu kurz? Oder benötigt es dafür einen anderen Ort? Muss man digitale Strategien erst einmal ausprobiert haben, bevor man sich der übergeordneten Diskussion stellen kann? Oder ist es genau umgekehrt: Kann man erst durch das Sprechen über gesellschaftliche Folgen von Digitalisierung geeignete digitale Strategien entwickeln und die richtigen Tools einsetzen? Wie so häufig, liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Unser Trend-Fazit: Die Digitalisierung ist ein Prozess und wir alle stecken mittendrin. Auch wenn uns die gesellschaftliche Debatte, besonders im Vergleich zu Veranstaltungen wie dem Digital Social Summit hier in Deutschland, bei der NTC etwas zu kurz kam: Was hier digital gestaltet wird, ist enorm. Wir müssen ins Handeln kommen – auch wenn der Ausgang manchmal ungewiss ist. Die Kunst wird darin bestehen, den Dialog parallel zu führen und die gesellschaftlichen Implikationen in diesem Prozess immer im Fokus zu behalten.
2. Community und Diversity: Gemeinsam einfach besser werden
Was auf der NTC besonders auffällt, ist die einzigartige Stimmung. Die digitale Zivilgesellschaft bildet hier eine echte Gemeinschaft und alle möchten ihren Teil dazu beitragen, sich weiterbilden und ihr Wissen wiederum weitergeben. Denn sie alle haben erkannt: Nur gemeinsam und in aller Vielfalt können wir die volle Wirkung entfalten!
Das wurde auch in den Sessions deutlich: Die Community erstellte – in einem Google-Doc – gemeinsam und live eine Dokumentation der Sessions und zeigte so, was Schwarmintelligenz in kürzester Zeit erreichen kann. Aber nicht nur im Rahmen der Konferenz, sondern auch in den zahlreichen Veranstaltungen, die sich um das Rahmenprogramm herum selbst organisierten (wie zum Beispiel Meet-ups zu verschiedenen Themen), zeigte sich dieser Spaß an der Zusammenarbeit und am Austausch.
Unser Trend-Fazit: Von nichts kommt nichts. Die Organisation der NTC ist stark nutzerzentriert und lässt an keiner Stelle Zweifel daran aufkommen, wer hier im Zentrum steht: die Besucherinnen und Besucher mit ihren diversen Ansprüchen und Anforderungen. Neben einer selbstverständlichen Barrierefreiheit gehörten auch gender-neutrale WCs sowie Orte für Introvertierte zum Angebot. Der „Code of Conduct“ – also die Regeln des Zusammenseins – waren prominent an jedem Session-Raum angebracht und wirkten so als stetige Erinnerung an einen respektvollen Umgang und konstruktiven Austausch.
Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, entfaltet so – schwarz auf weiß – noch einmal eine ganz andere Wirkung. In der Summe sind alle diese Aspekte mehr, als reine Wertschätzung. Sie zeigen, dass die Organisation der NTC auf ihre Community eingeht, ihre Bedürfnisse genau kennt und wie selbstverständlich auf sie eingeht.
Ein großartiger Trend, den wir in jedem Fall mitnehmen und auch für unsere Veranstaltungen berücksichtigen werden.
3. Daten: Auf Euphorie folgt Aufklärung
Während die Zivilgesellschaft sich hierzulande nur langsam an das Thema „Big Data“ heranwagt, das Potenzial von Daten für sich entdeckt und nutzt, aber auch kritisch hinterfragt, konnten wir auf der NTC einen eher gegenläufigen Trend erkennen. Auf die enorme Daten-Euphorie aus den letzten Jahren folgt eine gewisse Skepsis sowie der wiederkehrende Aufruf, sparsam und insbesondere zielgerichtet mit Daten umzugehen – mit den eigenen und den Daten seiner Nutzerinnen und Nutzer. Das ist insofern interessant, als dass die Skepsis hierzulande – sei es historisch, soziologisch oder kulturell bedingt – so stark ist, dass die Vorsicht häufig überwiegt und manches Projekt sogar verhindert. Dennoch – darüber herrscht Einigkeit – sind die Potenziale von Daten groß. Zum Beispiel im Fundraising, in der Analyse von Zielgruppen und in der Entwicklung von Angeboten.
Unser Trend-Fazit: Damit die Zivilgesellschaft den Methoden der Wirtschaft nicht weiterhin um Jahre hinterherhinkt, kommen wir um eine tiefe (und durchaus kritische) Auseinandersetzung mit der Sammlung, Verbreitung und Verarbeitung unserer Daten nicht herum. Eine gewisse Skepsis kann dabei sogar hilfreich sein, um besonders zielgerichtet und strategisch vorzugehen. Denn es ist durchaus möglich, ethisch verantwortungsvoll und gleichzeitig datenbasiert Entscheidungen zu treffen.
Die Fragen, die wir uns bei der Erhebung und Auswertung von Daten stellen sollten, lauten daher: Was möchten wir wissen? Welche Daten benötigen wir dafür? Wo können wir datensparsam bleiben? Und: Welche Möglichkeiten zur Anonymisierung gibt es, damit keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen möglich sind?
Wenn wir uns diese Fragen beantworten, ist der erste Schritt zur Datenstrategie bereits getan!
Und weil wir nicht alleine unterwegs waren, gibt es hier noch einige Eindrücke von unseren mitgereisten Kollegen André Riemer, Referent im Bundesinnenministerium und Michael von Winning, Projektmanager bei der Robert Bosch Stiftung. Was die beiden überrascht hat und welche Inspirationen sie nach drei Tagen Tech Conference mitnehmen, seht ihr hier: