Die Webseite ist für viele Organisationen, Initiativen und Vereine Segen und Fluch zugleich. Einerseits ist sie neben den sozialen Medien ein einfacher, günstiger Weg, die eigene Arbeit und die vielen Geschichten rund um die Projekte publik zu machen, Interessierte und Unterstützer:innen zu finden und Debatten mitzugestalten. Andererseits ist die Webseite nie fertig. Sie erfordert Aufmerksamkeit und Zeit – und vor allem die richtigen Inhalte. Die Webseite als eigenen Kommunikationskanal zu nutzen, mit den passenden Geschichten zu informieren und involvieren, ist für viele Organisationen, Initiativen und Vereine mit ihren oft begrenzten finanziellen und personellen Mitteln eine Herausforderung.
Webseiten müssen in wenigen Sekunden überzeugen
Wenn man sich auf eine kleine Reise durch das Internet begibt, fällt schnell auf, dass die Inhalte auf Webseiten nicht immer sitzen. Immer wieder stößt man auf Seiten, die irritieren, bei denen man nicht so ganz versteht, worum es eigentlich geht. Auf denen wichtige Informationen fehlen, der Blog veraltet ist oder die Orientierung schwerfällt. Als Besucher:innen haben wir nur selten die Muße, uns weiter durchzuklicken und zu suchen, was wir zu finden hofften.
Häufig geht es nach wenigen Sekunden zurück zu den anderen Ergebnissen der Suchmaschine. Da hilft auch das schickste Layout nichts. Studien belegen, dass Menschen innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden, ob eine Seite für sie relevant ist oder nicht. Um Mitstreiter:innen, Teilnehmende, die Zielgruppen der Projekte, Journalist:innen oder Fördergeber zu erreichen ist es wichtig, klar, nahbar und unterhaltsam zu kommunizieren, wer man ist und was man macht.
Warum geht das häufig schief? Die Gründe dafür sind vielfältig. Manchmal fehlt das Wissen, worauf es bei der Umsetzung ankommt. Und manchmal fehlt die Klarheit darüber, was man sagen und erreichen will. Manchmal verstellt die Nähe zur eigenen Arbeit und den Projekten den Blick auf wichtige und interessante Inhalte. Manchmal fehlt die Zeit. Und immer wieder steht ein unausgegorenes Konzept einer aussagekräftigen Webseite im Weg.
Klare Struktur und relevante Inhalte
Das schöne an einer Webseite ist, dass nichts in Stein gemeißelt ist und alles jederzeit weiterentwickelt werden kann. Webseiteninhalte können aktualisiert und durch neue Seiten erweitert, die Navigation kann überdacht und der Blog reaktiviert werden. Damit die Webseite zum zentralen Kommunikationstool wird und euch dabei unterstützt, eure Ziele zu erreichen, macht es Sinn, ein paar Schritte vorweg zu beachten.
Insgesamt zeichnet sich eine gute – das meint eine informative und aussagekräftige – Webseite durch eine klare Struktur und relevante Inhalte aus. Die Struktur macht es den Besucher:innen leicht, sich zu orientieren. Die Inhalte versorgen sie mit den Informationen, die sie brauchen, sie wecken Interesse, regen an und bleibt im Gedächtnis.
Vier strategische Fragen vorweg
Der erste Schritt, bevor es losgehen kann, heißt daher: Klarheit verschaffen. Es hilft ungemein, wenn man so präzise wie möglich benennen kann, welche Ziele mit der Webseite erreicht werden sollen. An wen richtet sich die Seite und welche Themen und Informationen sollen vermittelt werden? Auf den ersten Blick scheinen diese Fragen vielleicht banal, tatsächlich haben sie es aber in sich. Denn die Antworten beeinflussen jeden Aspekt eurer Seite.
Es bedeutet für eine Webseite jeweils etwas anderes, ob man zum Beispiel zu einem Thema aufklären oder über ein Projekt informieren will. Ob man konkrete Angebote macht, bei denen andere Menschen mitmachen können, ob man Spenden sammeln will oder selber Gelder für Projekte zur Verfügung stellt. Oder ob die Webseite unbedingt über eine Suchmaschine gefunden werden soll.
Genauso ergeben sich Unterschiede – beispielsweise für die Inhalte oder die Ansprache –daraus, ob sich die Webseite an Jugendliche oder Senioren, Privatpersonen, Vereine, Mitarbeiter:innen von Kommunen oder die Presse richtet. Denn jede Zielgruppe stellt andere Anforderungen an die Seite. Je klarer ihr wisst, wen ihr erreicht wollt, umso feiner wird euer Gespür dafür, was eure Besucher:innen erfahren sollen und wissen wollen.
Da sich die meisten Vereine mit ihrem Internetauftritt an mehrere Gruppen richten, besteht die hohe Kunst darin, Wege zu finden, alle Besucher:innen gleichermaßen anzusprechen. Sie sollte jeder Gruppe Einstiegsmöglichkeiten bieten und die Orientierung so leicht wie möglich machen.
Daneben solltet ihr noch den Nutzen in den Blick nehmen. Was haben andere – eure Zielgruppen, die Region, die Gesellschaft – von eurem Verein und Engagement? Warum lohnt es sich, bei euch mitzumachen oder euch mit einer Spende zu unterstützen? Je konkreter ihr hier werdet, umso leichter wird es euch fallen, klare Botschaften zu formulieren, einen roten Faden zu entwickeln und die Wirkung eurer Arbeit greifbar zu vermitteln. Es lohnt sich also, nicht einfach loszulegen, sondern sich etwas Zeit zu nehmen, zurückzutreten
und mit Abstand auf das Webseitenprojekt zu blicken.
Die nächsten Schritte bis zur Umsetzung
In einem nächsten Schritt könnt ihr nun ableiten, was sich aus den definierten Zielen, Besucher:innen, Schwerpunkten und Nutzen für eure Webseite ergibt? Eure Antworten helfen euch, die richtigen Schlüsse für die Navigation, die Sprache und die Tonalität der Webseite, die Inhalte und Geschichten, die Bilder, Videos, Call-to-Actions zu ziehen und konkrete To-do’s zu entwickeln. Wenn als Nächstes der Zeitplan steht und ihr kein To-do mehr aus dem Auge zu
verlieren könnt, kann die Umsetzung beginnen.
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