Nicht nur in der analogen Welt – auch im Internet gibt es Barrieren. Für die meisten sind diese nicht sichtbar, für andere aber sehr einschränkend. Das WHO schätzt die Anzahl der blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland auf 1,2 Millionen. Und 19 % der Deutschen über 14 Jahre sind hörbeeinträchtigt. Viele dieser Menschen möchten sich auf Twitter & Co. beteiligen, auf Petitionen aufmerksam machen, Diskriminierungserfahrungen kommunizieren – oder auch einfach mal nur mitlesen. Nur dumm, wenn man von zentralen Aspekten der visuellen oder auditiven Kommunikation in den Sozialen Netzwerken ausgeschlossen ist. Zwar gibt es Screenreader und Sprachprogramme, allerdings ist das Vorlesen von Posts aufgrund von Hashtags und Abkürzungen schwieriger als das bei “normalem Text” der Fall ist. Und bei Bildern und Videos wird’s nochmal komplizierter!
4 Tipps zum barrierefreien Posten
1. Untertitelt eure Bilder
Sowohl Twitter als auch Facebook und Instagram bieten die Möglichkeit, zusätzlich zu Bildern, Bildbeschreibungstexte – sogenannte Alternativtexte – einzufügen. Durch eine kurze und prägnante Beschreibung des Bildinhaltes können auch Menschen mit Seheinschränkung per Screenreader verstehen, worum es geht.
Und so geht’s auf
2. Untertitelt eure Videos
Wie viele Kernaussagen eines Films versteht man, wenn man das Gesprochene nicht hört? Richtig: Nicht viele! Fügt in euren Videos Untertitel ein, damit auch Menschen mit Hörbeeinträchtigung nachvollziehen können, worum es in euren Videos geht. Mit kostenlosen Betriebsprogrammen wie dem Movie Maker für Windows oder iMovie für Mac-User geht das ganz einfach.
Ach, übrigens: Youtube fügt Untertitel automatisch ein. Aber Achtung, diese sind in den meisten Fällen fehlerbehaftet, können aber händisch nachbearbeitet werden.
3. #HashtagsGroßSchreiben
Ganz einfach umsetzbar: Damit Vorleseprogramme mehrteilige Hashtags sinnvoll entziffern können, schreibt ihr statt #sogehtdigital ab jetzt lieber #SoGehtDigital unter eure Posts. Machen wir auch, versprochen!
4. Leichte Texte, kurze Sätze
Kurze Sätze helfen dabei, eure Texte besser verständlich zu machen. Ein probates Hilfsmittel zur besseren Lesbarkeit von langen Wörtern ist der Mediopunkt. Dieser teilt mehrsilbige Wörter wie Barriere·freiheit. Mit Apple-Rechnern erstellt ihr diesen durch das Drücken von ALT sowie der Ü-Taste. Für Windows-Nutzer ist es etwas komplizierter. Ihr benötigt eine Tastatur mit Numpad und haltet die ALT-Taste gedrückt, während ihr die Zahlenreihe 0183 abtippt. Danach lasst ihr die ALT-Taste wieder los. Et voi·là!
Barrierefreiheit – brauchen wir das?
Ja. Zum einen, weil es gerecht und inklusiv ist – und das sollte als Begründung doch schon ausreichen. Darüber hinaus jedoch auch aus pragmatischen, zielgruppenorientierten Gründen. So hält Domingos de Oliveira im Kontext unserer D3-Blogparade fest, dass Barrierfreiheit insbesondere für soziale Organisationen wichtig ist. Denn wenn die Kommunikation einer sozialen Organisation nicht barrierefrei ist, wird signalisiert, dass behinderte Menschen nicht als Zielgruppe gesehen werden. Das ist widersprüchlich, da die sozialen Themen von NPOs oft gerade für Menschen mit Einschränkungen relevant sind.
Deswegen gilt natürlich auch, dass Barrierefreiheit nicht nur in den Sozialen Netzwerken, sondern auch in der allgemeinen Kommunikation sowie auf euren Veranstaltungen angestrebt werden sollte. Eine praktisch-knackige Anleitung zur Erstellung einer barrierearmen Webseite gibt’s hier für euch.
Noch Fragen?
Eine Initiative hat sich das barrierefreie Posten ganz explizit auf die Fahne geschrieben. Ihr Name: #BarrierefreiPosten! Auf ihrer Webseite findet ihr tiefergehende Informationen zur inklusiven Nutzung der Sozialen Netzwerke.
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